Zeig mir deine Wunde 2 ist eine überarbeitete und erweiterte Version der ursprünglichen Inszenierung Zeig mir deine Wunde, die auch den neuesten Stand der enthaltenen dokumentarischen Anteile berücksichigt.
Eine Filmregisseurin, eine angehende Ärztin, ein erfahrener Asyl-Entscheider, eine junge Krankenschwester und ein afrikanischer Stipendiat begegnen der Geschichte des Afghanen Hassan Adschuli und sehen sich aus ihrer jeweiligen privaten und beruflichen Perspektive vor der Frage, wie man mit dieser am besten umgeht. Ist Hassan Adschuli Asyl zu gewähren? Welche Hilfe benötigt er aus medizinischer Sicht? Ist das nicht alles Stoff für einen Film? Was ist mit unserer eigenen Verwundbarkeit? Wir alle erfahren im Laufe unseres Lebens Verletzungen. Führt uns das dazu, dass wir das Leiden um uns herum ausblenden wollen oder kann es uns mitfühlender und gütiger machen?
Ensemble: Aziz Gholam (Hassan Adschuli); Michelle Machalitza (Adele, eine junge Krankenschwester); Haruna Zahidi Munira (Lawrence, ein Dokumentarfilm-Student aus Ghana); Vera Schweinstetter (Paula, eine Filmregisseurin); Eva Sättler (Betty, eine angehende Ärztin); Felix Pauli (Herr Adam, ein erfahrener Asyl-Entscheider); Matthias Fischer (Regie)
"Diese Wunde, dieses Fragmentarische muss man anschauen und dann weitergehen, sich ergänzen lassen vom anderen. Das gemeinsame Vorgehen bringt die Menschheit erst in Gang." (J.Beuys)
„Wollen wir zu größerem Mitgefühl zurückfinden, so kann uns das in Konflikt mit den innersten Werten unserer Kultur bringen. Unsere Kultur ist eine, die Beherrschung und Kontrolle wertschätzt, in der Selbstständigkeit, Kompetenz und Unabhängigkeit kultiviert werden. Aber im Schatten dieser Werte findet sich eine tiefverwurzelte Ablehnung unserer menschlichen Ganzheit. Als Individuen und als Kultur haben wir eine Art Verachtung für alles in uns und in anderen entwickelt, was Bedürfnisse hat und fähig ist, zu leiden. Dies ist keine freundliche Welt. Und während das Leben auf diese Weise kälter und irgendwie härter wird, strampeln wir uns ab, um für uns und unsere Lieben durch unser Wissen, unsere Fähigkeiten, unser Einkommen irgendeinen sicheren Ort zu schaffen. Wir schaffen Sicherheitszonen in unseren Wohnungen und Büros und selbst in unseren Autos. Diese Plätze trennen uns voneinander. Doch Plätze, die Menschen voneinander trennen, sind nie sicher genug. Vielleicht ist das Gutsein, die Güte, die wir jeweils ineinander finden, unsere einzige Zuflucht.“ (R.Remen)
Das Theaterstück enthält neben biografischem Material auch Inspirationen und Zitate aus folgenden Quellen: Rüdiger Sünner: Zeige deine Wunde. Kunst und Spiritualität bei Josheph Beuys (2015); SZ-Kolumne: Neue Heimat (2018); Marc Forster/Khaled Hosseini: The Kite Runner (2007); Sandra Budesheim/Sabine Zimmer: Auf dünnem Eis - Die Asylentscheider (2017), Hauke Wendler: 45 Min - Protokoll einer Abschiebung (2016); Rumi: Gedichte; Peter A.Levine: Sprache ohne Worte (2010); Bessel van der Kolk: Verkörperter Schrecken (2014); Alexandra Liedl: Psychotherapeutische Versorgung von geflüchteten Menschen (2018); Rachel N.Remen: Aus Liebe zum Leben (2000); Bernd Kastner: Die Humanität droht zu ersticken (SZ 2019)