Momo 1973 und heute
Die Erstausgabe von "Momo" erschien 1973. Die Warnung, die Michael Ende darin ausspricht, ist bis heute relevant geblieben. Er warnt vor einer Gesellschaft, die sich zu sehr auf Effektivität, Produktivität und Fortschritt konzentriert, auf Kosten von zwischenmenschlichen Beziehungen, Würde und der Freude am Leben.
Die Menschen-gemachten Grauen Herren aus seinem Roman scheinen in Zeiten der Künstlichen Intelligenz noch weitreichendere, tatsächlich selbständig werdende Formen angenommen zu haben. Die Automatisierungs- und Optimierungsmöglichkeiten sind geradezu atemberaubend für uns alle: was uns Zeitersparnis verspricht, droht uns vollkommen einzunehmen.
Dem setzt das Stück die elementaren menschlichen Werte entgegen: die Kunst des Zuhörens, die Weisheit der Langsamkeit, die Kraft der Kreativität, der Empathie und der echten Begegnungen. Und so bleibt zum Glück auch Michael Endes Hoffnung aktuell: wenn die Menschen lernen, auf die Musik in ihrem Herzen zu hören, kann ihnen niemand die Zeit stehlen: ein jeder kann lernen zu spüren, was wirklich wichtig ist im Leben. Jederzeit.
"Ich teile jedem Menschen seine Zeit zu. Dagegen können die Grauen Herren nichts tun - sie können die Zeit, die ich aussende auch nicht aufhalten. Aber sie können sie vergiften."
(Meister Hora in MOMO, 19. Kapitel)
Momo als Spielzeitthema 2025/26
Ausgangs- und Treffpunkt für Momo und die entstehende Gemeinschaft ist die Ruine eines alten, kleinen Amphitheaters. Die poetische Entsprechung zwischen Michael Endes literarischem Schauplatz und unserer realen Spielstätte wollen wir über die Inszenierung hinaus beleben und zeigen, dass die Vision eines Theaters als lebendiger Ort der Menschlichkeit keine Utopie bleiben muss, sondern hier und jetzt Wirklichkeit werden kann. Wie Momos Amphitheater soll auch unser Theater ein Ort sein, wo Menschen – Jung und Alt, mit und ohne Behinderung, alteingesessen oder neu angekommen – offen und geschützt zusammenkommen, einander zuhören und gemeinsam Zeit verbringen können.
Empfohlen ab der 5. Klasse sowie für Familien und Erwachsene. Vor-/Nachbesprechungen für Schulkassen können angeboten werden.
Gut zu wissen: Im Roman ist Momo ein Mädchen, in unserer Stückfassung ein Junge. Meister Hora aus dem Buch ist bei uns Frau Hora.
Ensemble: Zahidi Haruna, Azizullah Gholam, Felix Pauli, Clemens Polifke, Emilian Doben, Ula Grzela, Johanna Foldt, Matthias Fischer, Vera Schweinstetter
Buchvorlage: Michael Ende, "Momo", Thienemann Verlag
Aufführungsrechte: Bühnenverlag Weitendorf, Hamburg