Die Suche nach Pinocchio führt Geppetto an das Mühldorfer Meer, den Inn
Vorne macht Pinocchio seine ersten Schritte ins Leben hinaus. Und schon nach den ersten hölzernen Bewegungen steht fest: Rosa Frey ist die Rolle auf den Leib geschrieben. Überhaupt: man spürt, wie reiflich überlegt Fischer sein Ensemble zusammengestellt hat. Michael Sattler als hingebungsvoll liebender Vater, Miklós Horváth als dialektbehafteter Meister Pflümli, Fabian Stark als gelenkige Figur im Puppentheater, Ula Grzela als tratschende Bürgerin: Sie alle machen ihre Sache großartig, ganz egal, welche der unterschiedlichen Rollen sie gerade verkörpern. Wenn Ula Grzela beispielsweise in ihrem Rollstuhl als Fee über die Bühne fährt, in weißes Licht getaucht, ist jedem klar, dass man sich so eine Fee noch nie vorgestellt hat. Und mit einem Mal ist es das selbstverständlichste der Welt. Eine Fee im Rollstuhl: Warum nicht? Es sind diese stillen Momente, die „das Märchen von Geppetto und Pinocchio“ zu etwas ganz besonderem machen, zu einem ganz besonderem Stück, mit ganz zentralen Botschaften. (...) In Geppettos Werkstatt, im Puppentheater, im Bauch des Wals: wunderschöne Szenen lassen Fischer und Co. entstehen. „Das Märchen von Geppetto und Pinocchio“ übertrifft alle Erwartungen, selbst wenn man glaubt, die Erzählung bestens zu kennen. In dieser Form und mit dem lokalen Bezug – der Inn ist ebenso zu sehen wie der Kraiburger Stadtplatz – ist dieses Stück viel mehr als die Geschichte einer Holzpuppe, die beim Lügen eine lange Nase bekommt. Die spielt übrigens nur am Rande eine Rolle.
Wolfgang Haserer, Mühldorfer Anzeiger
Das Paradies im Walfischbauch
Zu Besuch beim JLTB, das im "Theater am Tor" das Märchen von Pinocchio präsentiert
(...) Zwei Busse bringen Kinder der 4. bis 6. Klassen der Förderschule aus Aschau am Inn und Waldkraiburg in die Kreisstadt. Dorthin, wo kürzlich noch ein Supermarkt war. (...) Der noch dunkle Theaterraum mit der vorhanglosen tiefen Bühne und dem Musikerensemble linkerhand fasziniert die Kinder. Von Anfang an: Spannung, Geheimnis, Zauber. Meister Pflümli plagt sich an einem Holzklotz mit überlangem Ast. Sein Nachbar, der kinderlose, den Tod seiner Frau beklagende Schreiner Geppetto macht ihm das komische Baumstück abspenstig – und die Geschichte vom „hölzernen Bengele“, von Geppetto geräuschvoll aus Holz gezaubert, kommt in die Gänge. Es wird großartig gespielt, der Phantasie viel Raum gelassen.
Ohne Pause läuft das hie und da komische, dabei philosophierende, menschliche Schwächen spiegelnde und unaufdringliche Lebensweisheiten preisgebende Stück, anderthalb Stunden. (...) Auch nach der lange beklatschten Vorstellung zeigen die Schulkinder noch reges Interesse daran.
Hans Gärtner, Lesepädagoge und Kinderbuchautor, in „Die Lokale“
Im Puppentheater (Miklós Horváth, Michael Sattler, Fabian Stark)