„Kasimir und Karoline“: Das Junge Landestheater Bayern kennt wieder einmal keine Grenzen
Von Wolfgang Haserer, Mühldorfer Anzeiger
Doch Kasimir will nicht feiern, weil er tags zuvor seinen Arbeitsplatz verloren hat. Seine innerern Angste und Nöte, der Konflikt zwischen den eigenen Gefühlen und der nach außen dargestellten Rolle, dazu die Selbstzweifel und die Eifersucht auf den neuen Nachbarn Eugen sind Auslöser für einen heftigen Streit. Ein Wort ergibt das nächste, Kasimir und Karoline driften in einen Dunst aus Missverständnissen, Alkohol und Gebrüll immer Weiter auseinander – und lassen den Zuschauer am Ende nachdenklich zurück. Versöhnung? Oder doch die neue Liebe mit Eugen?
Geschickt holen Schweinstetter und Fischer „Kasimir und Karoline“ ins Hier und Jetzt, in das Leben in der Töginger Hauptstraße: Mit Szenen, die sich im und vor dem Gebäude abspielen und live in den Saal übertragen werden. Dazu gehören nicht nur die richtige Technik, sondern auch die richtigen Schauspieler, die mit dieser Form der Inszenierung umgehen können. Und sie können das. Allen voran die großartige Iris Teske als Karoline, dazu der hochtalentierte Daniel Gawlowski als Kasimir, der in dieser Rolle noch einmal einen Tick besser spielt als in „Rico, Oskar und die Tieferschatten“. Aber auch Uwe Thomsen als Eugen Schürzinger, Eva Sättler als Nachbarin Maria und Andreas Klinger als betrunkener Kleinganove Franz Merkl machen ihre Sache gut. Vielleicht das schönste Bild in all den Turbulenzen und Verwirrungen: wie Ula Grzela als Merkls Ehefrau Erna im Rollstuhl zur Diskomusik tanzt.