Einfach losfahren in die Freiheit
- Schillers "Räuber" äußerst ungewöhnlich aufgefasst vom Jungen Landestheater
Die Halle des ehemaligen Fliesen- und Teppichmarktes in Brennet bei Cham ist riesig. Dieser Ort ist aber nicht nur ungewöhnlich, das Ensemble ist es auch. Das Stück ist modern, doch Schillers Intention bleibt stets spürbar. Was bei diesen modernen „Räubern“ herauskam, könnte nach Schillers Geschmack sein: Die Akteure sind Stürmer und Dränger, sie wollen das Leben spüren: Grenzen austesten, Erfahrungen sammeln mit Drogen, Sexualität und Freundschaft. Jeder befindet sich auf der Suche, nach Freiheit, nach Heimat und Geborgenheit, jeder auf seine Weise.
Karl (Christian Erdt), wie bei Schiller charismatisch, sympathisch und temperamentvoll, hat schon viel ausprobiert, um auf seine Weise die Freiheit zu finden. Er rebelliert gegen die gesellschaftliche Ordnung. In der Schule war er schon lange nicht mehr, der Verweis droht. Mit seinen Räubern zieht er herum, probiert Drogen aus, grölt ein bisschen gegen Rechtsradikale. Dann setzt die Räuberclique noch eins drauf: Der Weg führt nach Babylon in Tschechien, wo es billigen Sprit und schnellen Sex gibt. Da, wo Karls Großeltern einst lebten, läuft heute ein trauriges Kapitel tschechisch-deutscher Beziehungen.
(Mittelbayerische Zeitung vom 25.05.2006)