Junges Landestheater Bayern

Über das Theater

Aktuelle Ziele und Inhalte

erste liebe

Das Junge Landestheater Bayern ist 1998 aus der Sparte für Kinder- und Jugendtheater am Staatstheater Nürnberg hervorgegangen. Seit über 20 Jahren realisiert das JLTB nun Projekte, um junge Menschen außerhalb der städtischen Ballungsgebiete für die Theaterkunst zu begeistern.


Neben dem Erarbeiten und Zeigen von professionellen Inszenierungen für das Jugendpublikum, in denen wir inhaltlich gerne aktuell relevante, gesellschaftliche Themen aufgreifen, dabei aber auch poetische Bezüge zu klassischer und moderner Theater- und Romanliteratur herstellen, haben wir ein breites Spektrum an zusätzlichen kulturpädagogischen Angeboten entwickelt.

 

Die vielfältigen Ebenen der Bearbeitung der Jahresthemen sprechen ausdrücklich auch die kultur- und bildungsferneren Kinder und Jugendlichen an. In allen Arbeitsfeldern richten wir ein Augenmerk auf die Einbindung und Unterstützung besonders förderbedürftiger Menschen.

Das Theater ist in Zeiten der Technisierung und Digitalisierung ein sehr wertvoller Ort, an dem noch tiefe, reale Begegnung stattfindet und in dem, im urkultischen Sinne seiner Entstehung, über alle Sozialisierungs-, Religions- und andere Grenzen hinweg Menschen erreicht und miteinander in Kontakt gebracht werden können: ein Ort des Zuhörens, des Einlassens auf ein Ritual für eineinhalb Stunden, der Aufmerksamkeit statt des sich Ablenkens und Umschaltens. Bei allen künstlerischen Möglichkeiten der Verdichtungen und Poetisierungen, des Zauberns und Träumens, bleibt das Theater immer ein Ort der Leibhaftigkeit, der Körperlichkeit, und damit sehr real, was es so spürbar von ebenfalls Geschichten erzählenden Medien wie Film, Fernsehen und Internet unterscheidet. Im Theater findet jede Aufführung im Hier und Jetzt statt und meint die jeweils zu diesem Zeitpunkt leibhaftig zusammenkommenden Menschen.

Besonders an den Mittel-, Förder- und Berufsschulen muss durch den Zuwachs der durch Flucht und Migration hinzugekommenen jungen Menschen derzeit noch sehr viel mehr bewältigt werden als die ehedem bestehenden psycho-sozialen Herausforderungen.

Chancengleichheit, Gerechtigkeit, Würde und Integration sind Schwerpunktthemen zu deren Erfüllung unser Theater einen gesellschaftlichen Beitrag leisten möchte.

Zu den Jahresthemen werden an den beiden Haupt-Spiel- und Wirkungsstätten, dem Theaterhaus in Töging am Inn in Oberbayern und dem ehemaligen Cinema in Roding in der Oberpfalz jeweils eine zentrale Inszenierung erarbeitet und den Schulen und der Öffentlichkeit der beiden Regionen gezeigt. Mit der fortgesetzten Belebung der beiden Spielorte im alten Ortskern zweier ostbayerischer Kleinstädte soll auch ein deutliches Zeichen gegen Leerstand und für die gemeinsame Gestaltung unseres Lebensraumes in ländlicher Struktur gesetzt werden.


Mit der Reihe JLTBmobil bringen wir das Theater direkt ins Klassenzimmer. In diesen unmittelbaren Begegnungen haben wir die Möglichkeit mit den Schülern das dramaturgische Material in unterschiedlichen Richtungen weiter auszuführen oder bestimmte Aspekte eingehender zu betrachten, und wir hören Rückmeldungen zum Thema aus der Lebensrealität der Heranwachsenden.


An den Projekten beteiligt sind alle Schularten: Grund-, Mittel-, Real- und Berufsschulen, Gymnasien, Förderschulen, Fachoberschulen und Akademien sowie alternative Bildungseinrichtungen und Träger der Jugendhilfe. Langjährige Kooperationen im künstlerisch-technischen Bereich, wie mit den Berufsschulen und engagierten ehrenamtlichen Handwerksmeistern unterschiedlicher Fachbereiche werden je nach Jahresthema ergänzt durch inhaltliche Zusammenarbeiten z.B. mit regionalen und überregionalen Museen, Archiven, Medien und Beratungsstellen.

Für besonders interessierte junge Menschen an der Nahtstelle zwischen Schulabschluss und Berufsausbildung hat sich unser Angebot eines Langzeit-Praktikums oder des FSJKultur sehr bewährt, um tiefere Einblicke in das Arbeitsfeld Theater mit all seinen Teildisziplinen zu erhalten. So konnten sich seit 20 Jahren jährlich mehrere PraktikantInnen erfolgreich auf unterschiedliche Berufs-/Studienziele wie Schauspiel, Regie, Musik, Bühnenbild, Veranstaltungstechnik, Theaterwissenschaften, Kommunikationswissenschaften, Mediengestaltung, Schreinerei, Kostümbild, Journalismus und Pädagogik vorbereiten.

Durch die fruchtbare Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk seit 2017 ist ein neues Feld zur Förderung junger Nachwuchstalente bei der Entwicklung eigener Projekte im journalistisch-dokumentarischen Bereich entstanden. Diese Form der Projektarbeit hat sich als eine große Bereicherung für alle Beteiligten herausgestellt und soll fortgesetzt werden.

Ein weiterer Prozess, den wir mit unseren künstlerischen und pädagogischen Möglichkeiten gerne unterstützen wollen ist die sich rapide ändernden Moderne im Zuge der Digitalisierung und hierbei die Erkenntnis, dass man Schülern nicht nur die neuesten technischen Mittel zur Verfügung stellen, sondern ihnen auch dabei helfen sollte, wie sie mental und emotional mit diesen Neuerungen umgehen können. Neben der Auswahl der Inszenierungsthemen und deren Umsetzung streben wir in diesem Bereich auch in der kulturpädagogischen Arbeit eine weitere Intensivierung der Zusammenarbeit an.

Am JLTB wird seit mehreren Jahren intensiv ein kombiniertes Modell aus Schauspieltraining und der Feldenkrais-Methode sowie den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Entwicklungsforschung mit dem Jeremy-Krauss-Approach (JKA) erprobt. Neben dem Training für alle, die am täglichen künstlerischen Schaffensprozess beteiligt sind, kommt dieser Ansatz zur Entfaltung der Persönlichkeit in unserem Arbeitsfeld auch in den theater- und kulturpädagogischen Projekten, in der Lehrerfortbildung, sowie Einzelworkshops und internationalen Blockseminaren zum Einsatz.