Junges Landestheater Bayern

Über das Theater

Geschichte und Entwicklung des Theaters

Das Junge Landestheater Bayern ist 1998 aus der Abteilung für Kinder- und Jugendtheater am Staatstheater Nürnberg hervorgegangen, deren Leiter JLTB Intendant Matthias Fischer seit 1995 war. Sein Grundgedanke ist es bereits in dieser Funktion, Jugendtheater auch außerhalb der kulturellen Groß-Zentren Bayerns anzubieten. Er gründet einen Bühnenverbund Nordbayern und besucht mit dem Ensemble, zunächst in Form von Gastspielen, Städte wie Amberg, Forchheim, Neuburg an der Donau, Ansbach, Rothenburg ob der Tauber, Schweinfurt und Selb, die zwar eigene Theater jedoch kein eigenes Ensemble haben. Mit Aufnahme des JLTB Spielbetriebes im Herbst 1998 und der Uraufführung von JUNK, einer eigenen Bearbeitung des gleichnamigen Jugendromanes von Melvin Burgess, kommt eine neue Spielform hinzu: die Einrichtung von authentischen Orten für die Inszenierung, wie man das sonst nur vom Film kennt. Dieser Prozess weckt ein natürliches Interesse der jugendlichen Zuschauer über den Inszenierungsbesuch hinaus und macht es bald nötig, die Gastspiele um einige Tage zu erweitern und im Laufe der Zeit werden daraus ganze Jugendkultur-Wochen. Unterschiedliche Themen wie Gewalt, die erste Liebe, Konsumzwang, Drogen, Missbrauch, Fremdenfeindlichkeit aber auch Märchenstoffe und klassische Theaterliteratur können nun ausführlicher im kulturpädagogischen Rahmenprogramm behandelt werden und die jungen Menschen können sich in den verschiedenen Theater-Disziplinen beteiligen am Einrichtungsprozess der Inszenierung bis hin zu passenden Aufgaben bei den Vorstellungen in faszinierenden „Sets“ wie Diskotheken, Tiefgaragen, Straßenbahndepots, historischen Fabrikgebäuden und unter Brücken ebenso wie in den hochprofessionellen Theaterbauten des größer werdenden Kreises an Partner-Kommunen wie Germering, Füssen, Waldkraiburg, Unterhaching, Unterföhring, Pullach, Wolfratshausen, Bad Windsheim, Ludwigshafen, Itzehoe, Herford, Langenfeld, Sterzing, Brixen, Bozen und Meran.


Durch grenzüberschreitende Projekte zwischen der Oberpfalz und der Tschechischen Republik ab 2004 entsteht schließlich das „Theater auf Zeit“ - Konzept. Nach künstlerischen Gesichtspunkten werden nun Spielorte ausgewählt, an denen für mehrere Monate ein Theaterbetrieb installiert werden kann. Die lange Verweildauer ermöglicht eine weitere Öffnung in allen Bereichen der Kunst gegenüber Schulen und interessierten Bürgern. Die Dramaturgie der Inszenierungen wird vor Ort entdeckt und erprobt. Parallel dazu entsteht die Gestaltung des Theaterhauses, seiner Bühnen- und Publikumsbereiche und seiner äußeren Erscheinung. Die Aufführungsphasen werden durch verschiedene zusätzliche Veranstaltungen, wie Konzerte, Ausstellungen, Gespräche und Seminare bereichert. Es entstehen sehr besondere zeitgeschichtliche, deutsch-tschechische Projekte, wie im Südbahnhof Pilsen, im ehem. Bahnhofs-Zollamt Furth im Wald, in einer Industriehalle in Cham-Brennet, in und um die ehem. Nato-Station auf dem Hohenbogen und im Kloster in Chotěšov. Langjährige Kooperationen mit dem Kulturreferat und den Berufsschulen im Landkreis Cham, der Fachakademie für Raum und Objektdesign sowie engagierter ehrenamtlicher Handwerksmeister und Privatfirmen unterschiedlicher Fachbereiche nehmen hier ihren Anfang und dauern bis heute.

 

Die Zeitgeschichte und die guten Kontakte zum Haus der Kultur in Waldkraiburg sind es auch, die das JLTB 2007 in den Landkreis Mühldorf am Inn führen - zunächst, um ein Projekt über das Bunkergelände im Mühldorfer Hart zu entwickeln. Es entstehen weitere Projekte, für die das Alte Stadttheater Waldkraiburg wiederbelebt wird und ein historisches Gebäude in der Mühldorfer Innenstadt, in dem einst das erste Kino untergebracht war. Als es von einer Bank übernommen werden soll, wird das Ensemble 2011 auf ein interessantes, leerstehendes Gebäude in Töging am Inn aufmerksam gemacht: den ehemaligen Gasthof Gillhuber mit Gastwirtschaft, Festsaal und Pension. Ein idealer Set für Ödön von Horwaths „Kasimir und Karoline“. Es entsteht eine bewegte Inszenierung, die das ganze Gebäude und seine Umgebung bespielt.

Durch die zentrale Lage zwischen den Landkreisen Mühldorf am Inn und Altötting und die gute Erreichbarkeit für alle Schulen der Region entsteht im Anschluss an diese erste Produktion der Gedanke, das Areal weiter zu nutzen und einen festen Standort zu etablieren, um dadurch mehr Zeit für die über die Jahre immer bedeutsamer gewordenen Bereiche der ganzheitlichen Schauspiel Aus- und Weiterbildung, der Theater- und Kulturpädagogik und der gezielten Förderung junger Menschen in allen Fachrichtungen des Theaters zu haben.

So fügt es sich passend, als 2012 für die Oberpfalz ebenfalls ein stabiler Wirkungsort gefunden wird: das leerstehende 50er Jahre Kino "Cinema" in der Innenstadt von Roding wird in Kooperation mit der Fachakademie für Raum- und Objektdesign, den unterschiedlichen Abteilungen der Werner-von-Siemens-Berufsschulen, der Christlichen Arbeiterhilfe sowie engagierter Privatfirmen im Landkreis Cham durch den Einbau einer Bühne und Beleuchtungstechnik der Kinosaal behutsam für den Theaterbetrieb erweitert und einschließlich der Publikumsbereichen in der ursprünglichen Ästhetik der 1950er Jahre wieder hergerichtet.